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Aspekte der Pfarrgeschichte von Mainroth

Vorkommnisse im 16. und 17. Jahrhundert beleuchtet

Einem hochinteressanten Vortrag von Prof. Dr. Günter Dippold über die Pfarrgeschichte von Mainroth lauschten am 14. Jan. 2008 fast 140 Interessierte im Jugendhaus St. Heinrich.

Pfarrer P. Paul Hebel begrüßte die zahlreichen Gäste mit einem Leitwort von Franz Josef Strauß, der sagte: „Geschichte sei die Gelegenheit, dankbar rückwärts, mutig vorwärts und dankbar aufwärts zu schauen“. Mit Blick auf das 700jährige Jubiläum der Pfarrei und als Ausblick auf das Referat wünschte der Geistliche allen Pfarreiangehörigen, dass auch sie dankbar rückwärts schauen mögen und beim Vorwärtsschauen Aspekte für die Zukunft setzen. Pfarrer Hebel freute sich, dass er neben dem Hauptredner des Abends, dem Vorsitzenden des CHW, Prof. Dr. Dippold auch zahlreiche Gäste aus den Reihen des Colloquium Historicum Wirsbergense begrüßen durfte. Herzlich willkommen hieß er auch 1. Bürgermeister Heinz Petterich, die Damen und Herren des Stadtrates sowie Stephan Renczes von der katholischen Erwachsenenbildung. Zum Eingang spielte der Flötenkreis „Tibecenium“ des Musikvereins Mainleus. Prof. Dippold bei seinem Vortrag

Prof. Dippold bei seinem Vortrag

Professor Dippold hatte seinen Vortrag unter den Titel „Bericht aus der Geschichte der Pfarrei Rod aus dem 16. und 17. Jahrhundert“ gestellt“ und schwungvoll begann er gleich mit der deftigen Aussage eines damaligen Mainrother Pfarrers. Dippold führte aus, dass Mainroth ursprünglich zum ausgedehnten Gebiet der Urpfarrei Altenkunstadt gehörte, deren Pfarrsprengel von den Ausläufern des Frankenwaldes bis zum „Gebirg“ auf der Jurahochfläche, von Kirchleus bei Kulmbach bis Stadelhofen reichte. Das Jahr 1308, das dem Jubiläum der Pfarrei zugrunde liegt, sei eher ein zufälliges Jahr, denn in der Verwaltungseinheit Rod, deren Grundherr der Dompropst von Bamberg war, gab es wahrscheinlich schon früher einen Geistlichen. Mit dem Pfarrer Otto Förtsch ist 1308 jedoch erstmals ein Pfarrer namentlich nachzuweisen, der neben dem Dompropsteiamtmann als weltlichem Vertreter des Grundherrn, die geistliche Führung innehatte.

Im Anschluss an die hochinteressanten Ausführungen von Dr. Dippold stellte Ingrid Kohles die fast 300seitige Pfarrchronik vor, die druckfrisch bereit lag. In der Chronik werden die 700 Jahre Pfarreigeschichte übersichtlich aufgelistet und es wird auch dargestellt, in welchen Bauabschnitten die Kirche erbaut und immer wieder verändert oder restauriert wurde. Ein Abschnitt ist den Seelsorgern der Pfarrei gewidmet, außerdem sind die Kirchenverwaltungsmitglieder seit 1902 und die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte seit seiner Einführung 1968 in ununterbrochener Reihenfolge enthalten. Des weiteren befasst sich ein Abschnitt mit den Schulmeistern im Dienste der Kirche, mit Pfarrern und Ordensleuten mit familiärem Ursprung in Mainroth sowie den Organisten und Mesnern.

Seid meine Zeugen - Exerzitien in der Fastenzeit

Exerzitien im Alltag – darunter konnten sich die meisten der 54 Teilnehmer nichts Konkretes vorstellen. Aber sie waren das Wagnis eingegangen und hatten sich für den mehrwöchigen Kurs in der Pfarrei St. Michael angemeldet. Unter der fachkundigen Anleitung von Sr. M. Regina Pröls von der Kongregation der Franziskanerinnen in Vierzehnheiligen trafen sich die Frauen und Männer immer montags zum jeweiligen Wocheneinstieg. „Seid meine Zeugen“ – unter diesem Motto waren die diesjährigen Alltagsexerzitien der Diözesanstelle Berufe der Kirche beim Erzbistum Bamberg zusammengestellt. Intensiv beschäftigten sich die Übungen mit den „Ich bin-Worten Jesu“, der von sich selbst sagte: „Ich bin die Tür; Ich bin das Licht; Ich bin das Brot des Lebens; Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Diese Zusagen an seine gläubige Gemeinde können auch in der heutigen Zeit noch neue Lebensräume erschließen. Und so nutzten die Teilenehmer die Zeit, in der Begegnung mit Christus zu sich selbst zu finden.

Beim Abschlussabend bedankten sich alle sehr herzlich bei Schwester Regina für die ermutigende Begleitung während der Fastenzeit. Diakon Herbert Mayer überreichte als stete Erinnerung an diese gemeinsamen Wochen eine Kerze mit dem Motiv der Pfarrkirche St. Michael. Ingrid Kohles übergab als Sprecherin des Ausschusses „700-Jahre-Pfarrei Mainroth“ einen grünenden Zweig, der als Symbol für die Aufbruchstimmung in der Pfarrei dienen sollte. Der Zweig stammte vom sogenannten „Ökumenischen Baum“, der vor Jahren aus einem bewurzelten Ästchen nach dem ökumenischen Weltgebetstag der Frauen im Pfarrgarten gepflanzt worden war. Ingrid Kohles drückte die Hoffnung aus, dass diese Korkenzieherweide auch Wurzel schlage möge und dann in Vierzehnheiligen eine neue Heimat finden könne, zur immerwährenden Erinnerung an die ersten Alltagsexerzitien in Mainroth.

„Vocalisto“ bot Musikgenuss mit feinen Nuancen

Die kirchlichen Gremien hatten die Sängerinnen und Sänger des Gesangsensembles „Vocalisto“ im Rahmen der Feierlichkeiten „700-Jahre-Pfarrei-Mainroth“ für diesen Auftritt gewinnen können und die erwartungsvollen Zuhörer erlebten eine Stunde auserlesener Gesangeskunst. „Also hat Gott die Welt geliebet“ – unter diese Anfangsworte einer sechsstimmigen Motette von Andreas Hammerschmidt stellt Vocalisto sein diesjähriges Passionskonzert. Und die Passion Christi, sein Leiden und Sterben, aber auch der triumphale Einzug in Jerusalem wurden eindrucksvoll dargestellt. Die Zuhörer wurden gefesselt von der stimmlichen Brillanz eines Ensembles, das einen ausgesprochen guten Tag hatte. Man merkte den Akteuren die Freude am harmonischen Gleichklang an und so glitten die Stimmen scheinbar mühelos von einem Musikstück zum anderen. Der Hörer wurde hinein genommen in den Lobpreis über das Heilshandeln Gottes an uns Menschen, aber auch in die Klage über das tiefe Leid, das dem Sohn Gottes widerfährt, man hörte richtig die Verzweiflung Jesu beim Bruckner-Lied „In monte Olivetti“: „Und dort am Hügel bittet er zu seinem Vater: Ist’s möglich, so lass diesen Kelch an mir vorübergehen.“ Und er fügt sich in sein Schicksal: „Aber nicht mein Wille geschehe, sondern der deine!“

Dass die sechs Akteure auch vorzüglich mit Instrumenten umzugehen wissen, zeigten sie bei den Bachschen Fugen Contrapunctus III und IV; von Tanja Schaller (Querflöte), Barbara Baumann (Violoncello), Hubertus Baumann (Querflöte) und Wolfgang Kröner (Violine) meisterlich ausgeführt. Ein Genuss auch Präludium und Fuge in g-Moll von Bach an der Orgel klangrein ausgeführt von Ursula Brückner.

Die Darstellung der Leiden Christi fand ihren Höhepunkt in dem Silcher-Lied „Schau hin nach Golgatha“, in dem die Zuhörer aufgefordert wurden, die Augen vor den Leiden des Sterbenden nicht zu verschließen. Besonders eindringlich das todtraurige Ende „Hier stirbt der Erlöser der Welt!“ Danach der befreiende Zuspruch Hammerschmidts an die Gemeinde „Also hat Gott die Welt geliebet, dass er seinen eingebornen Sohn gab. Dass die, die an ihn glauben, nicht verloren werden sondern das ewige Leben erlangen.“ Innig, dem Publikum zugeneigt das „Ubi caritas“ von Maurice Duruflé, dem schon fast krönend als Abschluss das Rheinberger-Lied „Bleib bei uns, denn es wird Abend werden“ folgte.

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Günter Seidel dankte dem Ensemble im Namen der kirchlichen Gremien für ein wahrhaft meisterliches Konzert. Die Sängerinnen und Sänger haben mit ihrem Auftritt die Veranstaltungen zum Festjahr bereichert, betonte er. Hingerichtet auf das Jubiläumsjahr der Pfarrei durften die Zuhörer dann auch die Aussage in der Zugabe verstehen: „Seine Gnade reicht so weit der Himmel ist und keiner wird zuschanden, der seiner harret. ER holt dich ins Licht seiner Wahrheit.“ Danach verließ „Vocalisto“ die Kirche auf dem gleichen Weg, wie sie sie betreten hatten: Singend durch den Mittelgang schreitend, langsam verhallten ihre Stimmen in der Nacht …

Großes Interesse an Kirchenführung

Im Mai 2008 luden die kirchlichen Gremien zu einer Kirchenführung ein. Diese "Führung" ist mit einer genauen Beschreibung des Kircheninnenraumes und des Turmes in der Pfarrchronik veröffentlicht worden.

Als im Jahr 1308 mit Otto von Förtsch erstmals ein Pfarrer von Mainroth urkundlich erwähnt wurde, stand vermutlich an der Stelle der heutigen Pfarrkirche schon eine kleinere Kirche oder Kapelle, darüber waren aber keine Aufzeichnungen zu finden. Überliefert ist, dass die Mainrother Kirche im Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1632 nach einem Überfall von schwedischen Reitern in Brand gesteckt wurde. Nach den Wirren des 30jährigen Krieges war es der sehr armen Pfarrei nicht möglich, das Gotteshaus wieder aufzubauen. Erst dem Pfarrer Ambrosius Sartorius gelang es im Jahr 1679 den Bamberger Bischof von der Notwendigkeit eines Neubaus des maroden Turmes zu überzeugen. Am 15. Juni 1679 ließ dieser Bischof Peter Phillipp einen „offenen Brief“ schreiben, in dem er um Almosen von gutherzigen Leuten bat, „weil unser Gotteshaus ruiniert und die Gemeind so viel nit in Vermögen habe.“ Deshalb bat er: „Es werden demnach all und jede der Standesgebühr nach ersucht, aus christlicher Lieb diesem sehr erarmten Gotteshaus eine christherzige Spende mitzuteilen“. Im Mai 1680 begann nach dem Abriss der verbrannten Ruine der Wiederaufbau von Turm und Chor. Das Geld für dieses teure Unterfangen ließ die immer noch sehr arme Pfarrei durch den Almosensammler Heinrich Hügerich, im ganzen Hochstift zusammen tragen. Hügerich wird in dem Pass näher beschrieben: „Vorweiser dies (des Passes) Hans Hügerich mit grauen Haaren und in ein schwarzes Röcklein gekleidet, mittelmäßiger Statur und seines Alters 78 Jahre wird zur Einsammlung der heiligen Almosen ausgeschickt“. Im Jahr 1681 wanderte besagter Almosensammler sogar bis in die Lande des Hochstifts Würzburg. Der Neubau des Langhauses, eine Erhöhung des Chores und offensichtlich auch die Vollendung des Turmes erfolgten 1745 unter den Pfarrern Johann Ignaz Matthias und Peter Förtsch. Die Führung begann im ältesten Teil der Kirche, nämlich dem 1680 wieder erbauten viergeschossigen Turm im nördlichen Chorwinkel. Über die Turmbesteigung bis zu den vier Glocken hatte Marco Hennemann extra einen Film gedreht.

Dreiarmiger Ewig-Licht-Leuchter auf alten Platz zurückgekehrt

Der dreiarmige Kandelaber hat schon mehr als hundert Jahre auf dem „Buckel“ und ganz schön verbeult sah aus, als ihn Kirchenpfleger Karlheinz Kohles 2007 bei einer Begehung auf dem Kirchturm entdeckte. Beim Zusammentragen von kirchlichen „Altertümern“ kam auch der verstaubte und recht unansehnliche Dreiarmleuchter zum Vorschein. Beim näheren Betrachten kam die Erinnerung an den schönen Ewig- Licht-Leuchter wieder, der vor vielen Jahren aus dem Chorraum der Pfarrkirche St. Michael entfernt worden war. Heute denkt man anders über diese historischen Schätze und so beschloss der Festausschuss „700 Jahre Pfarrgemeinde Mainroth“, den Kandelaber wieder herrichten zu lassen. Pfarrer P. Paul Hebel wusste auch den richtigen Mann für diese Aufgabe und übergab das wertvolle Stücke an Dieter Weberpals aus Burgkunstadt. Der begeisterte Heimatforscher und versierte Restaurator alter Christusfiguren nahm sich den Leuchter mit Akribie und Fachwissen vor. Als Pfarrer P. Paul Hebel beim Festgottesdienst anlässlich der Kirchweih auf den Ewig-Licht-Leuchter hinwies, der nun wieder seinen angestammten Platz hinter dem Chorbogen eingenommen hat, war dieser kaum wieder zu erkennen. Auf Hochglanz poliert glänzte der silberne Drei-Arm-Leuchter im Sonnenlicht. Anhand der feinen Schrauben, die teilweise noch handgefertigt sind, datiert Dieter Weberpals den historischen Leuchter mit dem feinen ornamentalen Schmuck an der Seite auf das ausgehende 19. Jahrhundert.