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Wie kannst du heute noch katholisch sein?

Datum:
Veröffentlicht: 6.2.19
Von:
Ingrid Kohles
Der Frage "Wie kannst du heute noch katholisch sein?" ging Dr. Alfons Motschenbacher in seinem Referat im Rahmen der katholischen Erwachsenenbildung nach.

Der Frage "Wie kannst du heute noch katholisch sein?" ging Dr. Alfons Motschenbacher in seinem Referat im Rahmen der katholischen Erwachsenenbildung nach und er hatte sich hiermit ein sensibles Thema ausgesucht, das fast 50 interessierte Zuhörer*innen ansprach. Dr. Alfons Motschenbacher ist Pastoralreferent und als Hochschulseelsorger an der Universität Bamberg tätig.

„Spätestens mit den Missbrauchsfällen ist es unübersehbar geworden, dass die katholische Kirche auf allen Ebenen mit einem enormen Verlust an Glaubwürdigkeit zu kämpfen hat“, stellte er eingangs fest. In seinem Referat setzte er sich mit den Fragen auseinander, wie man in einem nicht nur kritischen, sondern zunehmend religionsfeindlichem Umfeld seinen Glauben als Christ mit guten Argumenten behaupten und leben kann. Er stellte die Frage in den Raum, was dabei das Christliche und das spezifisch Katholische ausmacht und was dem Glaubenden helfen kann, damit auch morgen noch ein lebendiger Glaube Kraftquell sein kann für das tägliche Leben.

Für Jugendliche ist die katholische Kirche schrecklich veraltet, das merke er im täglichen Umgang mit den Studierenden an der Uni und auch im häuslichen Umfeld. Die Kirche ist für viele schlicht nicht mehr vorhanden und nicht mehr interessant.

„Was ist denn nun typisch katholisch für Sie?“ Ist es die Marienverehrung, die bleibende Gegenwart Gottes im Tabernakel, die Heiligenverehrung oder die Ohrenbeichte? Oder sind es die Eucharistiefeier, Wallfahrten, Prozessionen, Kreuzwege, der Rosenkranz und die Tatsache, dass die katholische Kirche sieben Sakramente hat?

Das Wort katholisch (griech. Allumfassend, weltumfassend) bedeutet, dass die Kirche von Jesus Christus zu allen Menschen gesandt wurde. Katholisch will aber nicht die Menschen vereinnahmen, sondern verbinden, zusammenbringen. Deshalb muss auch jeder, der es will, Platz in der katholischen Kirche finden.

Die Stimmung in den Pfarreien ist resignativ, räumte der Referent ein. Wir wollen alle erreichen, aber wer kommt und vor allem, wer bleibt, liegt nicht in unserer Hand. In den vergangenen Jahrzehnten hat ein rigider christlicher Traditionsabbruch stattgefunden. Wir leben unseren Kindern den Glauben vor, aber wir können sie nicht zwingen, Freude am Glauben zu finden. Wer als Kind nach der Kommunion und Firmung nicht mehr zur Kirche kommt, der findet als junger Erwachsener auch ganz selten den Weg dorthin. Der Aufwand für eine besonders schöne Erstkommunionfeier oder Firmung ist immens, aber die Nachhaltigkeit fehlt.

Glauben heißt in erster Linie, einen Lebensstil zu finden. So hat es auch die französische Schriftstellerin und katholische Mystikerin Madelein Delbrel formuliert, die einst niederschrieb „Wichtiger als sich zu fragen, was der Glaube eigentlich ist, ist die Frage, was mir der Glaube bringt.“