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Pfarrgemeinde verliert einrn wertvollen Schatz

Dank Organistin
Datum:
Veröffentlicht: 11.8.19
Von:
Ingrid Kohles

„Danke, dass Du da bist, danke für über 75 Jahre kirchlicher Musik“, mit diesem Lied für ihre Großmutter Sieglinde Tremel brachte Enkelin Nadja Jaye die Gefühle der gesamten Pfarrgemeinde einschließlich Pfarrer und der kirchlichen Gremien auf dem Punkt. Sie dankten der verdienten Organistin in einer besonders festlichen Eucharistiefeier für ihren 76-jährigen Dienst an der Orgel.

„Wir verlieren einen wertvollen Schatz“, betonte Pfarrer Kosma Rejmer und dankte Sieglinde Tremel in bewegten Worten für ihren aufopferungsvollen Dienst. Gemeinsam mit ihren Töchtern hatte sie in der ersten Reihe der Pfarrkirche Platz genommen. Ihren Platz auf dem Orgelbock nahm Schwiegersohn Klaus Schoberth aus Himmelkron ein, der bei der dortigen Kirchengemeinde als Organist wirkt.

Am Kirchweihsonntag 1943 wurde es für die damals erst 12jährige Sieglinde Göhl ernst. Nach erst einem Jahr Harmonielehre und Unterricht an der Orgel, die der damaligen Pfarrer Karl Römer erteilte, spielte sie das erste Mal öffentlich an der Orgel. Und das war damals wirklich nicht einfach, denn sie war noch so klein, dass sie die Fußpedale nicht erreichte. Ein Gestell, das ihr Vater für sie baute, war die Lösung. Gemeinsam mit ihrem späteren Mann Josef Tremel, der gemeinsam mit ihr an der Orgel unterrichtet wurde, wechselte sie sich viele Jahrzehnte beim Orgelspiel ab. Als ihr inzwischen verstorbener Ehemann den Organistendienst krankheitsbedingt aufgeben musste, übernahm sie das Orgelspiel ganz. Bis zu viermal in der Woche stieg sie die steile Treppe zur Orgelempore hoch, um den Gesang der Gemeinde mit dem königlichen Instrument zu begleiten.

In dem von Nadja Jaye gesungenen Lied, das Udo Langer vertont hat, wird das Organistenleben der Jubilarin treffend skizziert. „Angefangen als die Kleine, mit zwölf, fast noch ein Kind, täglich spielen vor der Schule, ohne Frühstück Gott gedient. … Priester kamen, Priester gingen, du warst für alle da. Spielst bis heute treu die Orgel, was auch immer so geschah. Jahre zogen wie die Wolken, wandelten stets neu, wir danken dir für deine Treu!“

„Wir wollen heute Danke sagen, für ihren nahezu lebenslangen gewissenhaften Einsatz für uns alle, wir wissen, dass wir einen wahren Schatz verlieren“, sagte Pfarrer Kosma Rejmer. Als Zeichen des Dankes und der Wertschätzung überreichten Kirchenpfleger Karlheinz Kohles und Mesner NIcolai Grass unter großem Beifall Blumen und Geschenke.

Im Anschluss an den Gottesdienst luden die kirchlichen Gremien Sieglinde Tremel und ihre Familie zu einer kleinen Feier ins Jugendhaus St. Heinrich ein. Auf diesem Wege wollte man auch der Familie Respekt zollen, die in all den Jahren oft auf die Mutter verzichten musste, denn erst kam der Orgeldienst und dann die Bescherung oder der Geburtstag. Das war sicher auch für die Kinder nicht immer leicht, aber die Familie hat dies mit großem Verständnis mitgetragen.