In lebendigen Bildern Ägypten erlebt
Der Einladung zum Informationsabend über Ägypten, das Land am Nil, folgten auch in diesem Jahr wieder fast 60 interessierte Frauen und Männer aus der katholischen Pfarrgemeinde Mainroth und der evangelischen Kirchengemeinde Scharzach. Ingrid Kohles freute sich über ein „volles Haus“ und begrüßte im Namen des ökumenischen Vorbereitungsteams auch Pfarrer Desmond Rebello, der mit der Seelsorgeaushilfe der Pfarrei Mainroth betraut ist. Schon beim Betreten des Jugendhauses St. Heinrich in Mainroth „strömte“ den Gästen das Wassers des Nils quasi entgegen. Am Fußboden war eine Grundrisskarte Ägyptens mit vielen Sehenswürdigkeiten aufgebaut und daraus floss eine lange blaue Stoffbahn über das Land heraus. Ohne den Nil wäre Ägypten eine einzige Wüste, vom Süden bis zum Mittelmeer durchfließt er auf 1.200 km das Land, was in etwa der Gesamtlänge des Rheins entspricht, wobei es der Nil aber auf eine Länge von über 6.600 km bringt. Es ist Lebensader und das wirtschaftliche Zentrum, fast zwei Drittel aller Einwohner leben im Nildelta.
Ägypten ist ein Land im Umbruch, mehr denn je ringen die Menschen dort um ihre Zukunft. Nach den ersten Erfolgen des arabischen Frühlings, dem Rücktritt von Mubarak übernahm Mohammed Mursi das Präsidentenamt. Als er immer mehr Machtbefugnisse an sich zog, folgte der Militärputsch von 2013. Seither ist noch keine stabile Regierung im Amt, es gibt immer wieder Proteste die teilweise in bürgerkriegsähnliche Unruhen übergehen, wobei neben Regierungsvertretern vor allem auch koptische Christen das Opfer von Angreifern werden. Das Land ist tief in der Krise: Die Wirtschaft liegt am Boden, die Kriminalität ist gestiegen und der Tourismus als wichtige Einnahmequelle eingebrochen. Die Christen, die als Minderheit schon immer benachteiligt waren, müssen in den unruhigen Zeiten immer häufiger Übergriffe auf Leib und Leben und auf christliche Einrichtungen hinnehmen. Wegen der ständigen Unruhen gibt das Auswärtige Amt laufend neue Reisewarnungen heraus, die besonders auch für die Touristengebiete am Roten Meer gelten. Außerdem wird von Reisen in den Norden der Sinai-Halbinsel und das dortige Grenzgebiet zu Israel gewarnt. Im Badeort Taba, das in der Region liegt, kam es erst eine Woche davor zu einem terroristischen Anschlag mit mehreren Toten. Von Reisen in das Nildelta außerhalb der Ballungszentren Kairo und Alexandria sowie von Reisen in das Niltal südlich von Kairo bis nördlich von Luxor wird abgeraten. Es ist tragisch für das Land und die Menschen, von denen so viele vom Tourismus leben. Das Tal der Könige, in dem es sonst von Touristen nur so wimmelt ist nahezu menschenleer.
Bei einem kleinen „Rundgang“ durch Ägypten wurde auch die Stadt Port Said vorgestellt, die 1859 im Zuge der Bauarbeiten für den Sueskanal gegründet wurde. Der Kanal befand sich ursprünglich in den Händen einer französisch/englische Betreibergesellschaft, wurde aber unter Nasser verstaatlicht. Er verbindet das Mittelmeer und das Schwarze Meer und erspart den Schiffen den langen Umweg um den afrikanischen Kontinent. Der Kanal ist ein schleusenloser Meerwasserkanal ohne Höhenunterschiede, der keinen Wassernachschub benötigt. Die Halbinsel Sinai war nach der biblischen Überlieferung zu einem Großteil der Schauplatz der Fünf Bücher Mose und anderer Stellen des Alten Testaments, insbesondere der Geschichte vom Auszug aus Ägypten sowie vom Bund mit dem Gott Jahwe, der Moses Geschichte am Berg Sinai, dem Empfang der 10 Gebote und dem Beginn der israelitischen Landnahme. Hier soll der Evangelist Markus um 50 n. Chr. missioniert haben.
An der Südspitze des Sinai liegt Sharm El-Sheikh, das sich vom beschaulichen Fischerdorf zu einem der beliebtesten und teuersten Seebäder mit großen Tauchgebieten entwickelt hat. Das auf dem arabischen Kontinent fast gegenüber liegende Hurghada ist das größte ägyptische Tourismuszentrum am Roten Meer. 12 % der Wirtschaftsleistung des Landes werden mit dem Tourismus eingenommen. Jeder sechste Ägypter arbeitet in der Tourismusbranche. In und um Luxor befinden sich einige der wichtigsten archäologischen Stätten Ägyptens, bekannt sind vor allem der Luxor- und der Karnak-Tempel. Auf dem Nil als wichtiger Verkehrsader verkehren von Luxor aus viele Kreuzfahrtschiffe.
Im Süden des Landes liegt der über 5000 m² großen Nassersee, der infolge des Anstauens des Nils für den Assuan-Staudamm entstand. Die Stadt Assuan war im Altertum wichtiger Lieferant von Granit und Rosengranit Hier wurden Obelisken, Statuen und Totenschreine aus dem Felsen geschlagen und vorgefertigt über den Nil zu den Pyramiden ausgeliefert.
Kairo ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ägyptens, nach inoffiziellen Schätzungen geht man von bis zu 25 Millionen Einwohner aus, was nahezu ein Drittel der Gesamtbevölkerung Ägyptens bedeuten würde. Genau lässt sich die Einwohnerzahl nicht ermitteln, weil es kein Meldesystem wie bei uns gibt. Kairos Ursprünge liegen in mehreren Siedlungen in denen sich als erstes im 4. Jahrhundert die Christen, die Kopten ansiedelten und Kirchen und Schutzmauern errichteten. Diese uralte koptische Siedlung ist bis heute erhalten. Die Metro in Ägyptens Hauptstadt ist das einzige voll entwickelt U-Bahn-System in ganz Afrika. Wer einsteigt, muss aber aufpassen, im Mittelteil des Zuges gibt es zwei Wagen mit roter Kennzeichnung. Diese sind tagsüber nur für Frauen, ab 20 Uhr auch für Männer nutzbar. Um Frauen den Körperkontakt in den oft überfüllten Zügen zu ersparen, können sie in den separaten Wagen fahren.
Südwestlich von Kairo liegt Gizeh mit den naheliegenden antiken Stätten. Mit den Pyramiden, die die Pharaonen des Alten Reiches vor über 4000 Jahren als Grabstätten für sich und ihren Hofstaat errichten ließen, verbinden die meisten Menschen Ägypten. Sie stehen entlang des Nils, weil dieser für den Transport der Steinblöcke nötig war. Die Pyramiden von Gizeh gehören zu den bekanntesten und ältesten erhaltenen Bauwerken der Menschheit. Sie sind das einzige erhaltene der sieben Weltwunder der Antike. Die Totenstadt von Gizeh ist neben Sakkara und Theben die bedeutendste Begräbnisstätte des Alten Ägypten. Die Landesinformationen wurden durch zwei Kurzfilme über Ägypten und die Stellung der koptischen (bedeutet ägyptischen) Christen eindrucksvoll ergänzt.
In einem original ägyptischen Bauchtanzkleid zeigte Gudrun Weber einen Schleiertanz und erhielt für den darauf folgenden Bauchtanz stürmischen Applaus. Zur allgemeinen Erheiterung übte sie dann mit den Anwesenden die Grundfiguren eines Bauchtanzes ein, der mit den Hüftschwüngen der „liegenden Acht“ seinen Höhepunkt fand. Als Lohn für ihre Mühen konnten sich danach alle beim ägyptischen Büfett bedienen und stellten fest, dass die arabische Küche sehr leckere Rezepte bereithält.
Mit einer Bibelarbeit zur samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen aus dem Johannesevangelium endete dieser unterhaltsame und informative Abend. Zum Abschluss lud Margit Gärtlein zum Weltgebetstags-Gottesdienst ein, der am Freitag, 7. März 2014 um 19.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael in Mainroth stattfand.