Auf den Spuren der Seherin von Lourdes

Nach einer Nachtfahrt legte die Gruppe einen ersten Stopp zur Besichtigung des Hôtel Dieu, dem Armenkrankenhaus in Beaune in der Region Burgund ein. Dieses herrliche Ensemble mit den Dächern aus glasierten Ziegeln wurde im 15. Jahrhundert auf Wunsch des Kanzlers des Herzogs von Burgund, Nicolas Rolin, errichtet, um den bedürftigsten Kranken zu helfen. Das Museum für Medizingeschichte, das sich heute in den Räumen befindet, ist ein einzigartiger Ort, den man unbedingt besichtigen sollte, wenn man in der Gegend ist.
Das Leben und Wirken des hl. Pfarrers Jean-Marie Vianney offenbarte sich beim Besuch in der Basilika von Ars-sur-Formans, dem Wirkungsort des Heiligen. „So einer wäre heutzutage nicht zur Priesterweihe zugelassen worden. Einfältig, lernbehindert, nervös, voller Selbstzweifel und depressiv: Die vom Kirchenrecht geforderten "intellektuellen Anlagen" und die physische und psychische Gesundheit brachte Jean-Marie Vianney bei seiner Weihe 1815 nicht mit. Und dennoch ist der als "Pfarrer von Ars" bekannte Mann seit rund 90 Jahren Patron der Pfarrer“ aus „katholisch.de“. Er brauchte in dem Dorf Ars neun Jahre, bis es bei den Menschen, die sich in der Französischen Revolution der Kirche entfremdet hatten, die ersten Erfolge gab. Die Kirche füllte sich wieder und nach weiteren drei Jahren setzten die Pilgerströme ein, um bei ihm zu beichten. Ab 1830 standen Bauern, Intellektuelle, Arbeiter, Eifrige und Neugierige aus ganz Frankreich stunden- und tagelang vor dem Beichtstuhl an, jährlich waren es 20.000 Menschen. In den letzten 33 Jahren seines Lebens verbrachte er täglich 10 bis 17 Stunden im Beichtstuhl. Manchmal hörte er so lange, bis er ohnmächtig wurde. Im heißen Sommer 1859 war er am Ende seiner Kräfte und empfing noch krank im Bett Menschen, die die Absolution wollten. Am Morgen des 4. August 1859 starb der 73jährige, er wurde 45 Jahre später selig- und im Jahr 1925 heiliggesprochen. Nach einem Gottesdienst in der Basilika, den Pfarrer Kosma Rejmer vor dem Glasschrein des unversehrten Leichnams des Heiligen zelebrierte, endete dieser unvergessliche Tag.
Am Dienstag erreichte die Reisegruppe am Fuße der Pyrenäen den Marienwallfahrtsort Lourdes. Die Bigorre, die Region in der Lourdes liegt, gehörte zu Lebzeiten Bernadettes zu den ärmsten Gegenden Frankreichs. Nur die wenigsten hatten Vorteile durch die beginnende Industrialisierung. Immer mehr der damals 4.000 Einwohner rutschten in die Armut. Auch heute noch ist Lourdes mit etwa 15.000 Einwohnern eine Kleinstadt, aber sie wurde zu einem der großen spirituellen Zentren des Christentums. Unaufhörlich kommen Pilger an diesen Ort, der untrennbar mit dem Mädchen Bernadette Soubirous verbunden ist, der 18 Mal die Gottesmutter erschien. Auch ihre Familie rutschte in die Armut, als ihr Vater wegen der Konkurrenz der neuen mechanischen Mühlen, seine Mühle aufgeben musste. Zur finanziellen Not kam die Sorge um Bernadette, die seit ihrem 6. Lebensjahr wegen einer Choleraerkrankung an Asthma litt.
Am 11. Februar 1858 ging sie mit zwei Begleiterinnen zum Gave-Fluss zum Holz sammeln. An jenem Tag erschien ihr zum ersten Mal die schöne Dame, die sie im Dialekt des Bigorre „aqueró“ (diese) nannte. Gehorsam folgte sie deren Wunsch, sie möge vierzehn Tage lang jeden Tag zur Grotte kommen. Sie hielt dem Druck der Menschen statt, die sie eine Lügnerin nannten, die sich nur wichtigmachen oder Vorteile für die Familie erlangen wollte. Und sie hielt auch bei den Verhören durch die staatlichen Behörden stand. Sie hielt sich nicht für etwas Besseres als die anderen „Die heilige Jungfrau mit mich erwählt, weil sie keine ärmere gefunden hat“, dieser Ausspruch von ihr ist überliefert. Als sie schließlich dem Pfarrer den Namen nannte, den ihr die Erscheinung genannt hatte „Ich bin die unbefleckte Empfängnis“, glaubte er ihr, denn diesen Ausdruck konnte das Mädchen nicht kennen. Mit dem Ende der Erscheinungen am 16. Juli 1858 begann für Bernadette ein neuer Lebensabschnitt. Die Familie lebte noch immer im Cachot, dem „Loch“, wie das Armenhaus von Lourdes genannt wurde. Hierhin kamen unaufhörlich Menschen, die sie sehen, berühren oder ein Souvenir von ihr haben wollten. Um sie vor der aufdringlichen Öffentlichkeit zu schützen, wurde sie auf Vermittlung von Pfarrer Peyramale in die Schule der Schwestern von Nevers aufgenommen. Ihre Familie konnte in die Mühle Lacadé umziehen und hatte damit die größte Notzeit überwunden. Der Vater fand Arbeit beim Bau der ersten Kirche, die bei der Grotte der Erscheinungen errichtet wurde.
Bernadette verließ 1866 ihre Heimat und siedelte ins 800 Kilometer entfernte Nevers um, wo sie fortan als Ordensfrau lebte. Obwohl sie Heimweh nach ihrer Familie und nach der Grotte hatte, kehrte sie nie mehr nach Lourdes zurück. Sie starb, erst 35jährig, nach langer Leidenszeit am 16. April 1879. Ihr unversehrter Körper ruht heute in einem Glasschrein im Kloster St. Gildard in Nevers.
Während des viertägigen Aufenthalts in Lourdes hatten die Pilger Gelegenheit zur Teilnahme an der Internationalen Messe in der größten unterirdischen Basilika der Welt, die 25.000 Pilgern Platz bietet. Täglich nahmen alle an der feierlichen Lichterprozession teil und viele nutzten die Gelegenheit zum Bad im Wasser der Quelle und trugen ihre persönlichen Gebetsanliegen vor. Beim Stadtrundgang wurde das alte Lourdes mit den wichtigen Stationen aus dem Leben der hl. Bernadette besucht. Unvergessen wird die deutschsprachige Eucharistiefeier an der Grotte bleiben, bei der Pater Kosma als Hauptzelebrant wirkte.
Am fünften Reisetag nahm man nach einem Besuch in Bartrès, wo Bernadette einen Teil ihrer Kindheit verbrachte, Abschied von Lourdes und die Reise ging weiter nach Agen. Seit dem Weltjugendtag in Köln, als eine Gruppe aus Agen in Mainroth zu Gast war, pflegt die Pfarrei Mainroth freundschaftliche Verbindungen zur dortigen Diözese. Diese Freundschaft wurde bei einer Zwischenübernachtung der Jugendlichen aus Agen auf der Hinreise zum Weltjugendtag in Krakau vertieft. Deshalb war die Freude auf beiden Seiten groß, als die Reisegruppe in der Stadt an der Garonne eintraf. Nach einer Führung durch die Kathedrale in der Innenstadt von Agen folgte ein deutsch-französischer Gottesdienst in einem Vorort mit dem Hauptzelebranten Bischof Hubert Herbreteau, der die Reisenden sehr herzlich persönlich begrüßte. Im Anschluss wurde im Innenhof des dortigen Pfarrzentrums diese besondere Freundschaft bei einem gemeinsamen Abendessen gefeiert.
Am Samstag stand Nevers, eine der ältesten Städte Burgunds, auf dem Reiseprogramm. In der Kapelle des Klosters Saint Gildard wurde die letzte Ruhestätte der hl. Bernadette besucht. Am deutschsprachigen Gottesdienst, den P. Kosma zelebrierte nahmen noch zwei Pilgergruppen aus Deutschland teil. An Besançon vorbei führte die Weiterreise am nächsten Tag nach Colmar im Elsass. Die Stadt ist berühmt für ihr gut erhaltenes architektonisches Erbe aus sechs Jahrhunderten und für ihre Museen Im Unterlindenmuseum sahen die Reisenden den weltberühmten Isenheimer Altar. Die Gemälde auf zwei feststehenden und vier drehbaren Altar-Flügeln sind das in den Jahren 1512 bis 1516 geschaffene Hauptwerk von Matthias Grünewald. Nach einem Rundgang durch Colmar hieß es endgültig Abschied nehmen und die Reisegruppe begab sich nach acht Tagen voller unvergesslicher Eindrücke auf die Heimreise.